Einen Griff in die Mottenkiste nennt Reinhold von Eben-Worlee vom Verband der Familienunternehmer die neue Diskussion um den Meisterzwang. Der MIT-Vorsitzende Carsten Linnemann (CDU) befürwortet die Wiedereinführung des Meisterzwangs und der Präsident der Handwerkskammer springt ihm bei. Oder ist es vielleicht umgekehrt? Die Handwerkskammern schicken den CDU-Abgeordneten Linnemann vor, damit der alte Zustand wieder hergestellt wird? Egal, es soll wieder diskutiert werden.
Der Familienunternehmer argumentiert in einem sehr lesenwerten Artikel der „Frankfurter Rundschau“, dass man mit neuen Berufszugangshürden weder mehr Ausbildung fördert zur Behebung des Fachkräftemangels noch die ohnehin schon prekäre Weitergabe von Familienunternehmen an die nächste Generation.
Link zum Artikel: http://www.fr.de/politik/meinung/gastbeitraege/meisterzwang-im-handwerk-meister-der-regulierung-a-1561697
Meisterzwangsbefürworter Carsten Linnemann dagegen argumentiert, dass man nur mit einer Stärkung des Meisterzwangs für viele der ca 50 freien Handwerksberufe die duale Berufsbildung stärken könne. Dem hält der Familienunternehmer Eben-Worlee dagegen, dass ein Berufsabitur hier viel mehr helfen könne und er führt fort: „Ein 30 Jahre alter Meisterbrief kann angesichts rasanter technischer Entwicklungen sehr wenig wert sein, wenn sich der Meister im Laufe der Jahre nicht weitergebildet hat.“
Das Bundeswirtschaftsministerium unter Führung des neuen Wirtschaftsministers Peter Altmaier hingegen propagiert zwar eine Gründungsoffensive, so viel Markt und so wenig Bürokratie wie möglich, Begeisterung für Selbstständigkeit und Mut und mehr Wertschätzung für Unternehmertum. Wie man jedoch Entbürokratisierung zusammen mit neuen Berufszugangshürden wie dem Meisterzwang zusammen bringen will, konnte das Ministerium auch unter seinen Vorgängern nicht erklären. Die „Prüfung läuft derzeit“, ob der Meisterzwang für die seit 2004 frei gewordenen Handwerksberufe zurückkehren soll, erklärte Altmaiers Pressesprecher Phillip Jornitz. Wir sind gespannt.
Dass Entbürokratisierung für findige Handwerker ohne Meisterbrief in der Praxis Hausdurchsuchung, Kundenschädigung und Rechtsunsicherheit bedeutet, wurde bis heute nicht beseitigt. Hier hat die Bundesregierung noch einiges zu leisten, bevor wir von einem gründerfreundlichen Land sprechen können. Das gilt auch für die geplante Rentenversicherungspflicht oder gerade für Existenzgründer wichtige Gleichstellung bei der Berechnung von Krankenversicherungsbeiträgen.